Informationen für Waldorfinteressierte

Was den Unterricht an der Waldorfschule besonders macht

Die Waldorfschule unterscheidet sich nicht nur in ihrer Struktur und Organisation von staatlichen Schulen – auch die Art und Weise, wie Unterricht gestaltet wird, folgt einem ganz eigenen pädagogischen Ansatz. In einer Zeit, in der Bildungsdebatten häufig von standardisierten Tests wie der PISA-Studie dominiert werden, setzen Waldorfschulen bewusst andere Schwerpunkte: Sie orientieren sich an den individuellen Entwicklungsbedürfnissen der Kinder und Jugendlichen – frei und eigenverantwortlich auf Grundlage der waldorfpädagogischen Prinzipien.

Ein zentrales Merkmal unseres Unterrichts ist die altersgemäße Vermittlung von Lerninhalten. Der sogenannte Epochenunterricht, bei dem ein Hauptfach über mehrere Wochen hinweg täglich in konzentrierter Form unterrichtet wird, ermöglicht eine vertiefte Auseinandersetzung mit den Themen und fördert das nachhaltige Lernen. Ergänzt wird dieser durch den regelmäßigen Fachunterricht.

Bereits ab der ersten Klasse werden zwei Fremdsprachen unterrichtet – Englisch und Französisch. Dabei geht es nicht um das Auswendiglernen von Vokabeln, sondern um ein spielerisches, sinnlich erfahrbares Lernen durch Lieder, Geschichten und Bewegung. So werden Kinder früh und ganzheitlich mit fremden Sprachen vertraut gemacht.

Ein besonderes Gewicht liegt auf den künstlerisch-musischen und handwerklich-praktischen Fächern. Malen, Musizieren, Eurythmie, Werken, Handarbeit oder Gartenbau sind fester Bestandteil des Unterrichts. Sie sprechen nicht nur unterschiedliche Begabungen an, sondern fördern zugleich Kreativität, Ausdauer und soziales Miteinander. Die Verbindung von Kopf, Herz und Hand ist dabei zentral – im Sinne eines ganzheitlichen Menschenbildes.

Unsere Waldorfschule versteht sich außerdem als sozialer Lernort. Inklusion ist bei uns nicht nur ein Ziel, sondern gelebte Realität. Kinder und Jugendliche mit unterschiedlichen Begabungen, individuellen Lernvoraussetzungen oder Förderbedarfen (in der Regel „geistige Entwicklung“) lernen gemeinsam im Klassenverband. Diese Klassengemeinschaft bleibt über zwölf Schuljahre hinweg bestehen. Vielfalt wird nicht als Herausforderung, sondern als Bereicherung gesehen – pädagogisch begleitet durch differenzierte Unterrichtsformen, individuelle Förderung und multiprofessionelle Lehrer:innen-Teams.

Auf Noten wird bewusst verzichtet – stattdessen erhalten die Schüler:innen ausführliche schriftliche Beurteilungen, die ihre individuelle Entwicklung, ihre Lernfortschritte und ihr soziales Verhalten umfassend beschreiben. Dieses individuelle Feedback ermöglicht eine differenzierte Rückmeldung, die weit über eine numerische Bewertung hinausgeht.

Am Ende der Schullaufbahn können die Schüler:innen alle staatlich anerkannten Schulabschlüsse* erwerben – je nach individuellem Lernweg, unterstützt durch eine gezielte Vorbereitung auf die jeweiligen Anforderungen.

In der Waldorfpädagogik steht der Mensch im Mittelpunkt – mit all seinen Stärken, Herausforderungen und Potenzialen. Bildung bedeutet hier nicht nur Wissenserwerb, sondern Persönlichkeitsentwicklung, soziales Lernen und die Erfahrung, in einer Gemeinschaft angenommen und getragen zu sein. Inklusion ist dabei kein Zusatz, sondern ein grundlegender Bestandteil dieser pädagogischen Haltung.

*Das Abitur und die FHR in Kooperation mit den Freiburger Waldorfschulen