Waldorflehrplan

Jeder Mensch, der geboren wird, hat ein unglaubliches Kapital an Kreativität, jeder Mensch, der geboren wird, ist mit dem Ursprung, mit dem Kosmos verbunden. Er ist quasi noch im Paradies. Das ist ein Garten Eden von unglaublichem Ausmass, eine Unendlichkeit, so unendlich wie der Sternenhimmel. Jeder Mensch ist so verschieden von den anderen wie ein Stern vom anderen.

Friedensreich Hundertwasser

Der Waldorflehrplan

Die Waldorfpädagogik stellt den jungen Menschen und seine Entwicklung ganz in den Mittelpunkt. Durch die ganzheitliche Betrachtung stehen der künstlerische, musische und handwerkliche Unterricht auf einer Stufe mit der traditionellen Wissensvermittlung.

Lehr- und Unterrichtspläne sind ganz darauf ausgerichtet. Jeder Schüler soll den Unterricht bekommen, der der Entwicklungsstufe seines Jahrgangs entspricht.

Gleichzeitig soll jeder Schüler motiviert werden, die Unterrichtsinhalte nicht als angehäuftes Wissen und Können, sondern als Hilfe und Ergänzung für die Entwicklung und Entfaltung seiner Fähigkeiten zu ergreifen.

Auf Noten und das Wiederholen einer Klasse wird folglich verzichtet.

 

Bewegung, Rhythmus und Wiederholung sowie die Pflege innerer Seelenbilder kennzeichnen den Unterricht in der Anfangszeit.

Das „Bewegliche Klassenzimmer“ unterstützt die Inhalte bis in den Raum hinein.

Aus dem Laut entsteht zunächst ein Bild, daraus der Buchstabe, am Ende Wort und Satz (Deutsch). Aus Zählen, Rhythmisieren und praktischem Tun entwickeln sich die Rechenarten.

Die Vielfalt der Welt wird durch Malen, Zeichnen, Geschichten hören, Gedichte, Lieder und Instrumentalmusik künstlerisch erfasst und begleitet.

Pflege der Jahreszeiten, der Jahresfeste und des Naturerlebens bilden feste und wiederkehrende Inhalte des Unterrichts.

Der Blick auf die Welt wird geweckt durch die Arbeit mit (Ackerbau) und an der Erde (Handwerk), Zusammenwirken für ein gemeinsames höheres Ziel (Hausbau).

In der „Hauptunterrichtszeit“ von 8.15 Uhr bis 10 Uhr unterrichtet das Klassenteam die Inhalte zum Schreiben (Buchstaben), Rechnen (Zahlen) und Formenzeichnen in Epochen. Ab der 3.Klasse schließen sich Sachkundeepochen an: Handwerker, Hausbau,  Schöpfungsgeschichte, Tierkunde, Pflanzenkunde und so weiter.

Neben der Hauptunterrichtszeit haben die Schüler der Klassen 1-4 folgende Fachunterrichte, die sich wöchentlich oder in Epochen wiederholen:

  • Englisch
  • Französisch
  • Handarbeit
  • Förderstunden – ggfls. parallel zu Französisch ab der 3.Klasse
  • Spielturnen und ab Klasse 3 Sport
  • Eurythmie
  • Freier christlicher Religionsunterricht
  • Musik

 

Der junge Mensch löst sich aus dem geborgenen Ganzen und stellt sich der Welt gegenüber.

Beispielhaft ist das Bruchrechnen ab der 4. Klasse, in dem der Blick auf das Ganze und seine Teile gelenkt wird. Geometrie und Algebra führen zu einem ersten Verständnis allgemeingültiger Ordnung und Regeln.

Die Welt und ihre Zusammenhänge werden in den naturwissenschaftlichen Fächern anschaulich betrachtet. Zeit- bzw. Geschichtsbewusstsein wird geweckt durch Wahrnehmen, Verstehen und Wertschätzen der eigenen bzw. anderer Kulturen (Heimatkunde, Geografie, Geschichte).

Der Klassenverband wird neben vielfältigen künstlerisch-handwerklichen Tätigkeiten durch Ausflüge und Klassenfahrten gestärkt.

In die Hauptunterrichtszeit, die weiterhin vom Klassenteam gegeben wird, kommen Epochen in Geschichte, Physik, Chemie, Geografie und Biologie zu den bereits vorhandenen Epochen in Mathematik und Deutsch hinzu.

Neben der Hauptunterrichtszeit gibt es folgende Fachunterrichte:
weiterhin:

  • Englisch
  • Französisch
  • Handarbeit/Nähen
  • Eurythmie
  • Musik

neu hinzu kommen:

  • Werken
  • Gartenbau

Schulorchester ab Klasse 7
Theaterepoche in der 8. Klasse

 

Der pubertäre Umbruch führt zum Erwachen der Individualität. Die eigene Persönlichkeit tritt hervor und will geschult werden, das eigene Wissen und Können rückt nun in den Vordergrund. Entsprechend wird der universell unterrichtende Klassenlehrer durch eigens ausgebildete Fachlehrer abgelöst.

Der Blick auf andere Menschen und die Welt wird durch die Schulung vorurteilsfreien Denkens geschärft. Vom Bildhaften der ersten Jahre folgt nun der Übergang zur exakten wissenschaftlichen Betrachtungsweise, die bis hin zum objektiven Begriff führt.

Gleichzeitig wird die Erkenntnis der Verschiedenartigkeit der Individuen durch Verständnis und Verantwortung gegenüber dem Anderen begleitet. Durch eine Vielzahl Praktika erhalten die jungen Menschen Einblicke in Arbeits- und Lebensalltag.